Guide zur Unterstützung der LGBTQ* Community

“In einer rassistischen Gesellschaft ist es nicht ausreichend, nicht-rassistisch zu sein. Wir müssen anti-rassistisch sein.” Was die schwarze Aktivistin und Freiheitskämpferin Angela Davis bereits Mitte des vergangenen Jahrhunderts prädigte, hat auch heute nicht an Bedeutung verloren. Stattdessen werden Themen wie Empathie, Verständnis und Akzeptanz immer wichtiger - weit über die Hautfarbe unserer Mitmenschen hinaus.

Und während wie in jedem Jahr insbesondere der Monat Juni für den Kampf um Gleichheit und Gerechtigkeit steht, reicht es nicht aus die kunterbunte Flagge zu schwenken oder sich (online) mit allerlei Regenbogenartikeln und Accessoires auszustatten, die frei unter dem Begriff “Pride” kommerzialisiert werden. Denn während die diversen Pride Veranstaltungen, Paraden und Aufmärsche auf den ersten Blick wie eine fröhliche Hymne an die Vielfalt wirken mögen, kämpft die LGBTQ*-Community dabei um ihren rechtmäßigen Platz in der Gesellschaft. So haben hier auch die klischebehafteten Details wie Glitzer, Unicorns und Co. eine tiefere Bedeutung, die es zu verstehen und zu akzeptieren gilt.

1969/2022 - Vom Stonewall-Aufstand in die Gegenwart

Das Pride Movement hat seinen Ursprung in den gewalttätigen Auseinandersetzungen der Polizei mit Queers, Drag Queens und Kings im New Yorker Greenwich Village - dem Zentrum der Schwulenbewegung des vergangenen Jahrhunderts, wo sich überwiegend People of Colour aufhielten. Nach regelmäßigen Razzien und wiederholten Schikanen in der bekannten Stonewall Inn Bar in der Christopher Street kam es am 28. Juni 1969 schließlich zu Protesten an denen sich zum ersten Mal auch die Hetero-Nachbarschaft für die diskriminierte Community einsetzte. Die Folgen waren weitreichend und der Stonewall-Aufstand ging in die Geschichte ein.

Derweil Greenwich Village auch heute noch als Symbol der Lesben- und Schwulenbewegung gilt, hat das Viertel aus seiner Vergangenheit gelernt und besticht nun mit einer offenen und sich gegenseitig respektierenden Gemeinschaft - völlig unabhängig von sexuellen Orientierungen. Doch das entspricht leider nicht der allgemeinen Realität. Selbst im modernen Deutschland können sich LGBTQs nicht überall frei äußern und das Leben leben, das sie sich wünschen und das ihnen zusteht. Noch nicht!

Zeit für frischen Wind

Um die traurige Tatsache zu ändern, dass sich vielerorts seit 1969 für Schwule, Lesben oder Queers kaum etwas geändert hat, scheint die LGBTQ*-Gemeinschaft genau wie damals auf Verbündete angewiesen zu sein. Denn auch 2022 sehen sich Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender, Queer und die Personen, die sich nicht mit den eingeschlechtlichen oder heterosexuellen Normen identifizieren können, Diskriminierung, Ungerechtigkeiten und Gewalt gegenüber. Niedrigere Löhne, schlechtere Chancen als heterosexuelle Mitbewerber auf ein und denselben Job, Unverständnis auch im familiären Kreis, Mobbing und vieles mehr stehen für viele LGBTQs an der Tagesordnung.

Umso wichtiger ist daher die Unterstützung durch sogenannte Allies, cis heterosexuelle Personen, die ihre Realität und ihren gesellschaftlichen Status nutzen, um sich bewusst für die am stärksten ausgegrenzte Gruppe unserer Gesellschaft einzusetzen. Dabei geht es jedoch nicht um den reinen Kommerz oder darum sich bei der nächsten Pride-Parade mit einem Regenbogen-Shirt und einem Drink in der Hand unter die feiernde Menge zu mischen. Vielmehr geht es darum die alltäglichen Schwierigkeiten zu verstehen, denen sich die Community stellt und sowohl Meinungsfreiheit als auch Akzeptanz und Stolz auf die Vielfalt zu fördern. Ob mit finanzieller Unterstützung, durch die Verwendung der korrekten Personalpronomen oder auch durch aktive Hilfestellung, unvoreingenommenes Zuhören oder einen bewussten Perspektivwechsel, helfen kann wirklich jeder! Wie Hilfe konkret aussehen kann, zeigen wir im folgenden Guide.

Guide zur bewussten Unterstützung der LGBTQ* Community

Informieren und Lernen

Es ist Zeit aktiv zu werden! Doch bevor nun wildentschlossen bunte Kleidungsstücke übergeworfen werden, ist es wichtig sich zunächst über die LGBTQ* Community zu informieren! Wofür stehen die einzelnen Silben? Welche Personen gehören dieser stetig wachsenden Gruppe an? Welche Überzeugungen haben sie, wofür kämpfen sie und welchen Herausforderungen müssen sie sich im alltäglichen Leben stellen?

Natürlich dürfen Fragen gestellt und auch sensible Themen angesprochen werden. Um die Community jedoch bewusst und zielgerichtet unterstützen zu können, ist es sinnvoll sich zunächst selbst Gedanken zu machen. Die Grundlage dafür ist Recherche. Denn trotz aller Motivation in puncto Allyship, darf nicht erwartet werden, dass die Mitglieder der Community zunächst detaillierten Nachhilfeunterricht geben.

Nachzulesen, Zuzuhören und beispielsweise die korrekten Personalpronomen zu verwenden gehört somit zum ersten Schritt auf dem Weg zu einer bewussten Unterstützung der Community.

Speak up!

Sind grundlegende Fragen geklärt, der Hintergrund der Bewegung, sowie deren Beweggründe deutlich, geht es in die zweite Runde. Hierbei geht es darum, sich über das eigene Privileg sich nicht verstecken, rechtfertigen oder für das eigene Recht und den individuellen Platz in der Gesellschaft kämpfen zu müssen, bewusst zu werden. Ein bewusster Perspektivwechsel kann dabei spannende und teils schockierende Einblicke in den Alltag eines LGBTQ* Mitglieds geben.

Sobald die teils heftigen sozialen Unterschiedliche und auch die oftmals diskriminierende Haltung gegenüber der LGBTQ* Community verdeutlicht und verstanden wurde, können wir anfangen uns vorzustellen, welchen Herausforderungen diese Gruppe permanent gegenübersteht. Und genau aus dieser Perspektive ist es möglich die eigene priviligierte Stellung in der Gesellschaft zu nutzen - sei es, um daheim im kleinen Kreis aufzuklären oder sich auch in einem größeren Umfeld, beim Sport, im Job oder in der Schule für Gleichberechtigung und Gerechtigkeit einzusetzen.

Indem wir uns für eine korrekte Sprache im Umgang mit sensiblen Themen einsetzen, die korrekten Personalpronomen verwenden oder wichtige Events unterstützen, werden wir bewusst aktiv und helfen dabei einen Unterschied zu machen.

Setze dich nicht nur virtuell für die LGBTQ* Community ein

Schnell eine Regenbogenflagge in den eigenen Status zu posten, einen Beitrag zum Thema zu liken oder im Pride Monat Juni kunterbunte Accessoires zu shoppen, reicht leider nicht aus. Stattdessen ist es wichtig sich als Ally nicht nur virtuell für die Community stark zu machen.

Finanzielle Unterstützung für Opfer von Gewalt und Diskrimination, Hilfe bei Aufklärungsarbeit oder das Aktivwerden in Form von Freiwilligenarbeit oder auch für eine der zahlreichen Non-Profit Organisationen hingegen macht einen immensen Unterschied und hilft dort, wo es am meisten benötigt wird.

Gemeinschaft statt Ego

Hilfe wird gerne angenommen und ist auf dem Weg zu einer integrativeren, verständnisvolleren Gesellschaft unumgänglich. Dennoch sollten Allies sich bewusst machen, was wirklich zählt - nämlich die Gemeinschaft. Für welche Art von Unterstützung und Mithilfe sich also auch entschieden wird, sollte niemals das eigene Ego in den Vordergrund rücken.

Wer sich also beispielsweise einer Gruppierung oder Organisation anschließt und sich dort aktiv einbringen möchte, sollte zunächst einmal nachfragen, was wirklich nötig und sinnvoll ist als sich selbst eine Heldenrolle zuzuschreiben.

Fazit

Auf dem Weg zu weniger Diskriminierung und Gewalt, geht es also auch darum die “Norm” hinter sich zu lassen. Denn wer bestimmt eigentlich, was das genau ist? Indem auf Labels wie heterosexuell oder transgender verzichtet wird oder diesen Begriffen zumindest weniger Bedeutung beigemessen wird und auch keine Coming-Outs mehr erwartet werden, begeben wir uns endlich auf den Weg zu einem respektvollen Miteinander. Und darum geht es doch! Um das Wir! Und natürlich um die Möglichkeit sich gemäß der eigenen, individuellen Orientierung frei äußern zu können, ohne Nachteile daraus zu ziehen, Angst haben zu müssen oder gemobbt zu werden.

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